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Tempo 40 statt 30 auf den Durchgangsstraßen?

Schwierige Suche nach Kompromiss zum Lärmaktionsplan und den Regiobussen

Eigentlich sollte der Lärmaktionsplan der Stadt Schramberg längst umgesetzt sein. Auf den meisten Durchgangsstraßen möchte die Stadt Tempo 30 einführen, um den Verkehrslärm auf das gesetzlich zulässige Maß zu drosseln. Doch das Nahverkehrsamt im Landratsamt legt sich seit mehr als einem Jahr quer. Der Grund: Bei Tempo 30 auf der B 462 in Schramberg könnten die Regiobusse ihre Fahrpläne nicht mehr einhalten, fürchtet man beim Kreis.

Schramberg. Immer noch suchen das Landratsamt und die Stadtverwaltung einen Kompromiss, wie Stadtplanerin Veronika Schneider im Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) berichtete. Zunächst hatte Schneider am letzten Donnerstag die Mitglieder des AUT über die seit Monaten laufende Abstimmung mit dem Landratsamt informiert (wir haben berichtet.).

Veronika Schneider berichtete im AUT. Foto: him

Am 25. November werde man zum Thema Lärmaktionsplan und Tempo 30 im Landratsamt beraten, kündigte sie an. Im Konflikt zwischen Lärmschutz, sprich der Gesundheit der Bevölkerung, und ÖPNV, also dem Erreichung der Zuganschlüsse für den Regiobus, wolle man „lösungsorientiert vorankommen“, wie Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr versicherte.

Tempo 40 als Ausweg?

Schneider hat berichtet, dass die Stadtverwaltung die Fahrzeitverzögerungen des Regiobusses in der Talstadt nicht nur bei Geschwindigkeitsreduzierungen von 50 auf 30, sondern auch von 50 auf 40 Stundenkilometer hat berechnen lassen: „Insgesamt belaufen sich die Verzögerungen durch Tempo 40, wie erwartet, auf ein geringeres Maß, was rein rechnerisch bis zu knapp zwei Minuten Unterschied zur Reduzierung auf Tempo 30 ausmachen kann.“

Ein Kompromissvorschlag könnte also eine Einigung auf Tempo 40 statt Tempo 30 sein.  Das Problem: Der Lärm ginge nicht ausreichend deutlich zurück.

Weitere Testfahrten

Die Stadt möchte auch weitere Testfahrten auf den betroffenen Streckenabschnitten durchführen lassen, um zu sehen, ob die Fahrtzeiten sich tatsächlich so gravierend ändern würden. Neue Testfahrten mit Tempo 30 oder 40 wären aber erst nach Ende der Bauarbeiten an der Grüne Baum-Kurve möglich.

Die eine Testfahrt sei unzulänglich gewesen, findet die Stadt…
Beispiel H.A.U. – Paradiesplatz. Hier soll Tempo 30 eine zusätzliche Minute dauern – dabei gilt hier schon seit vielen Jahren Tempo 30. Fotos: him

Die Ergebnisse der einzigen Testfahrt, die der Landratsamt nur in einer Richtung machen ließ, seien „nicht belastbar“, so Schneider. Die Stadt habe sich auch an „höhere Behörden“ (das Regierungspräsidium (RP) und das Landesverkehrsministerium) gewandt, beide stützten die Sicht der Stadt. Das Landratsamt selbst habe der Stadt empfohlen, sich ans RP zu wenden, betonte Eisenlohr.

Fast alle Regiobusse  fahren mit Verspätung

Schneider wies auf die Untersuchung zu den realen Fahrtzeiten der Busse hin, die die Stadt ausgewertet hat. Dazu lieferte die SBG die Fahrtzeiten von Anfang Januar 2025. Damals waren 98 Prozent aller Fahrten der Regiobusse nach Schiltach und Rottweil und umgekehrt nicht pünktlich. Schon heute habe „der Regiobus große Probleme, den Fahrplan einzuhalten“, schloss Schneider in ihrer Vorlage.

Eisenlohr setzt ihre Hoffnung nun auf den Kompromiss Tempo 40: „Die Menschen warten dringend, dass es leiser wird.“

Schwierige Suche nach dem Kompromiss

Jürgen Kaupp (CDU) monierte, dass in der Vorlage nur die Sicht der Stadtverwaltung enthalten sei. Es sei auch nicht deutlich genug weshalb Schramberg den Regiobus brauche. Schramberg sei ein Mittelzentrum ohne Bahnanschluss. Ob denn noch Toleranzen im Fahrplan steckten. Schneider erwiderte, da sei keine Toleranz mehr bei den Busankünften. Es müsse Fahrplananpassungen geben.

Schneider stellte die schwierigen Gespräche mit dem Landratsamt dar. Foto: him

Susanne Andreae (SPD-Buntspecht) bedauerte Stadtplanerin Schneider, es müsse sehr frustrierend sein, wenn sich die andere Seite nicht bewege. Sie schlug erneut vor, wenigstens Tempo 30 in der Nacht einzuführen. Da hätten die Busse freiere Fahrt. Nach weiteren Testfahrten könnte man dann auf ganztags umstellen.

Das wäre ein erster Schritt, den man nach dem Gespräch Ende November gehen könnte, so Schneider

Mirko Witkowski (SPD-Buntspecht) wies darauf hin, dass es nicht nur um die Oberndorfer Straße und den Hammergraben gehe. Der Lärmaktionsplan betreffe die gesamte Stadt. „Alle warten drauf.“ Anderseits sei der Regiobus für Schramberg sehr wichtig. Der Gesundheitsschutz der Menschen sei wichtiger, „als das Recht, sich nicht an Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten“, scherzte er.

Jürgen Reuter (Aktive Bürger) meinte, es sei schwierig, wenn beide Seiten sich nicht aufeinander zubewegten. Er fragte nach Möglichkeiten, um auf das Landratsamt zuzugehen. Das Angebot der Stadt wäre Tempo 40 nach weiteren Testfahren nach Abschluss der Bauarbeiten an der B 462, entgegnete Eisenlohr.

Der Ausschuss nahm den Bericht zur Kenntnis

Fast alle Busse kamen zu spät. Foto: him

Kommentar: Auf nichts ist Verlass

Wer hätte das gedacht. Die Regiobusse schlagen doch tatsächlich noch die Bahn in Sachen Unpünktlichkeit. Wenn 98 Prozent aller Busfahrten nicht fahrplanmäßig am Ziel ankommen, dann sollte man sich überlegen, den Fahrplan der Realität anzupassen.

Wenn man sich nicht drauf verlassen kann, dass der Bus den Zuganschluss in Rottweil oder Schiltach tatsächlich erreicht, dann nützt einem der schönste Regiobus nichts. Ich steige lieber in Schramberg zehn Minuten früher in den Bus und bin sicher, dass ich meinen Zug auch wirklich erreiche. Denn eines ist auch klar: Drauf verlassen, dass der Gäubahnzug sowieso Verspätung hat, kann man sich leider auch nicht. Martin Himmelheber




Martin Himmelheber (him)

... begann in den späten 70er Jahren als freier Mitarbeiter unter anderem bei der „Schwäbischen Zeitung“ in Schramberg. Mehr über ihn hier.
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